Am 12. Juni 1959, gegen vier Uhr nachmittags, nahm der schwedische Filmproduzent Friedrich Jürgenson (1903-1987) in seinem Garten Vogelzwitschern auf Tonband auf. Als er das Band abhörte, waren merkwürdige Stimmen darunter. Zunächst glaubte er, Teile eines
fremden Rundfunkprogramms empfangen zu haben - bis er Stimmen heraushörte, die er kannte. Sie stammten von Personen, die längst gestorben waren. Zwar hatte der berühmte Erfinder Thomas Edison (1 847-1931) schon Ende der zwanziger Jahre an einem Gerät getüftelt, von dem er hoffte, dass es eine Kommunikation mit Toten erlauben wurde; kurz nach dem Zweiten Weltkrieg hatte von Szalay einige
rätselhafte Stimmen auf Schallplatten und einem Magnetbandrekorder eingefangen, und 1952 war es Padre Gemelli im Physiklabor der Katholischen Universität Mailand gelungen, die Stimme seines verstorbenen Vaters aufzuzeichnen ein Ereignis, über das sich sogar Papst Pius XII. berichten ließ. Doch den entscheidenden Anstoß, das Tonbandstimmen-Phänomen systematisch zu erforschen, ging erst von Jürgensons Arbeiten aus. Sein Buch Sprechfunk mit Verstorbenen, 1967 erstmals erschienen, machte
es zur vielbeachteten Sensation; allein in Deutschland hat es seither mehrere tausend Freizeitforscher zur Nachahmung angeregt. Dabei bilden paranormale Tonbandstimmen bloß einen Teilaspekt eines Phänomens, für das der Mainzer Physiker Prof. Ernst Senkowski den Begriff der "Instrumentellen Transkommunikation" (ITK) geprägt hat: des Informationsaustausches mit einer
“jenseitigen" ("Trans-")Welt mit Hilfe technischer Medien. In wenigstens drei Bereichen überschlagen sich seit den siebziger Jahren Erfolgsmeldungen über vermeintliche "Jenseitskontakte": 1. "Transaudio" bezeichnet den Bereich hörbarer
Erscheinungen - neben den "Tonbandstimmen" neuerdings auch Jenseitsdurchgaben per Telefon und auf Anrufbeantwortern. (In jedem zehnten Spukfall kommt es zu mysteriösen Telefonanrufen, bei sieben Prozent zu rätselhaften Telefonstörungen.) 2. "Transvideo" meint
sichtbare Manifestationen vermeintlich "jenseitigen" Ursprungs: darunter rätselhafte Fernseh- und Videobilder, neben den klassischen "Geisterfotos", die seit Erfindung der Fotografie immer wieder für Aufsehen gesorgt haben. 3. "Transtext" umfaßt "jenseitige" Durchgaben über Computer.
In allen drei Bereichen hat die Empfangsqualität bis heute stetig zugenommen. Der Streit über mögliche Erklärungen des Phänomens ist trotzdem nie verstummt: Skeptiker äußern, meist ohne nähere Prüfung, den pauschalen Verdacht, die vermeintliche "Transkommunikation" gehe entweder auf dreisten Betrug zurück - oder sie beruhe auf
mangelhafter Abschirmung der verwendeten Empfangsgeräte gegen Einstrahlungen irdischer Sendestationen oder auf anderen technischen Effekten. Doch zumindest in Einzelfällen konnten hinzugezogene Techniker, Ingenieure und Physiker diesen Verdacht überzeugend entkräften. Psychologen sehen in den angeblichen "Geisterstimmen" und "-bildern" Wahrnehmungsfehler, die auf Wunschdenken zurückgehen: Die hör- und
sichtbaren Phänomene werden von voreingenommenen "Zeugen" so interpretiert, daß sie in ihr spiritistisches Weltbild passen. Keineswegs abwegig war diese Unterstellung in der Frühphase der ITK-Forschung, als die vermeintlichen "Jenseitsstimmen" kaum mehr als ein Rauschen waren, aus dem erst nach dutzendfachem Wiederholen mit viel Phantasie menschliche Laute mit Informationsgehalt herauszuhören waren. Auch die ersten "Totenbilder" auf Leerkanälen von
Fernsehern bestanden in kaum mehr als verschwommenen Hell-Dunkel-Kontrasten, die sich vorzüglich als Projektionsfläche spiritistischer Hoffnungen und Mutmaßungen eigneten. Doch inzwischen liegen Ton- und Bilddokumente von derart verblüffender Deutlichkeit vor, daß für Interpretationen immer weniger Spielraum bleibt. Oft lassen sie sich eindeutig Verstorbenen zuordnen - fast immer solchen, die zu Lebzeiten nachweislich nie in einer Radio- oder Fernsehsendung aufgetreten waren. Also bliebe ihr
Erscheinen auf "Transvideo" selbst dann unverständlich, falls die Empfangsanlagen versehentlich irdische Ausstrahlungen aufgefangen hätten. Die meisten Parapsychologen nehmen an, daß ITK-Phänomene, soweit sie nachrichtentechnisch unerklärlich bleiben, in der Regel psychokinetisch erzeugt werden: Die Experimentatoren selbst manipulieren mit der Macht ihres Geistes unbewußt die
Informationsträger. Zum Beleg führen sie Versuche mit herausragenden Sensitiven an, die gelegentlich selbst unter wissenschaftlich kontrollierten Bedingungen imstande waren, geistige Bilder auf unbeachtete Filme zu bringen (wie der Amerikaner Ted Serios) oder Sätze auf kilometerweit entfernte, unbespielte und versiegelte Tonbänder zu “denken” (wie der Brite Geoffrey Boltwood). Doch in Anbetracht der schier unüberschaubaren Fülle von ITK-Einspielungen, die weltweit
Zehntausende von ansonsten paranormal gänzlich unbegabten Zeitgenossen erzielt haben, mutet der parapsychologische Ansatz als hilfloser Versuch an, den Einbruch des Spiritismus in ein "entgeistertes" Lehrgebäude abzuwehren. Oft "ähnelt der Kontakt dem, was ich von einem Freund erwarten würde, der in ein fernes Land ausgewandert ist, wo die Telekommunikation nicht verläßlich arbeitet", erklärt der schwedische ITK-Forscher Nils Jacobson. "Manchmal kann eine Verbindung
aufgebaut werden, manchmal nicht, und die technische Qualität der Kontakte ist unterschiedlich. Aber während jedes Kontaktes kann ich die Stimme und den persönlichen Stil meines Freundes erkennen." Doch wer die "jenseitigen" Partner für real hält, identifiziert sie nicht immer mit wirklichen Persönlichkeiten in einer "spirituellen" Welt. Zumindest in einzelnen Fällen könnte es sich um Phantome
handeln, erzeugt durch die geistige Aktivität von Menschen. Ufologen rechnen mit Manipulationen der Empfangsanlagen durch extraterrestrische Wesen. Selten scheinen sogar Kontakte über die Grenzen der Zeit hinweg möglich: wie im Fall des englischen Lehrers Ken Webster, der 1984-86 einen Computerdialog mit dem 16. Jahrhundert geführt zu haben scheint. Lesetips F. Brune: Les morts nous parlent, Paris 1988. F. Jürgenson: Sprechfunk mit Verstorbenen, 5.Aufl. München 1985. R. Holbe: Bilder aus dem Reich der Toten, München 1987. H. Schäfer: Brücke zwischen Diesseits und Jenseits - Theorie und Praxis der Transkommunikation, Freiburg i.Br. 1989. Ernst Senkowski: Instrumentelle Transkommunikation. Dialog mit dem Unbekannten, Frankfurt a.M. 1989. Ernst
Senkowski: "Frühe elektromechanische TK-Versuche", in: Transkommunikation 1 (4) 1992, S. 4-11. Ken Webster: Die vertikale Ebene. Das Geheimnis der Dodleston-Botschaften - Der Bericht über einen Computer-Dialog durch die Zeit, Frankfurt a.M. 1993. Transkommunikation. Zeitschrift für Psychobiophysik und interdimensionale Kommunikations-Systeme, Redaktion: Dr. Vladirnir Delavre, Prof Dr. Ernst Senkowski. |