Als "Medium" (von lat.: das Vermittelnde) bezeichnen Spiritisten eine Person, die dem "Jenseits" als Vermittler von Botschaften und als Vollzugsorgan dient. Um zu einem solchen Werkzeug oder "Kanal" zu werden (engl. "Channeling"), müssen manche Medien zunächst in Trance sinken; andere bleiben anscheinend bei vollem Bewußtsein. Meist leiht das
Medium einem "Jenseitigen" seine Stimme ("automatisches Sprechen"). Dabei können sich Tonfall, Stimmlage und Dialekt, oft auch Mimik und Gestik erheblich verändern; mitunter kommt es zu dramatischen Persönlichkeitsveränderungen, die einer zeitweiligen Besessenheit gleichkommen (siehe Besessenheit und Exorzismus). Oft läßt sich das Medium von "Jenseitigen" auch die Hand führen, wie etwa beim automatischen Schreiben und Zeichnen, oder beim Pendeln, Glas- und Tischrücken. Aber auch Kunstwerke (mediale Malerei, mediale Literatur, mediale Musik) und Krankenbehandlungen ("Trance-Chirurgie",
"Logurgie") sollen bisweilen "jenseitigen" Ursprungs sein. (Siehe Das große Buch vom geistigen Heilen, Abschnitt “Mediales Heilen – Hilfe aus
dem ‚Jenseits‘”.) In der Umgebung medialer Sitzungen ("Seancen") soll es gelegentlich zu rätselhaften Vorfällen kommen, die Spiritisten als Einwirkungen und Erscheinungen der "gechannelten" Geistwesen deuten: Klopfgeräusche und "direkte Stimmen" unbekannter Herkunft ertönen im Raum; Gegenstände bewegen sich, wie von Geisterhand geführt; Objekte und
Lebwesen "materialisieren" sich ganz oder teilweise, scheinbar aus dem Nichts; "Apporte" (von frz. apporter: herbeischaffen) finden statt, das Beibringen entfernter Objekte ohne erkennbaren Kontakt; Gegenstände durchdringen Wände, Zimmerdecken und andere materielle Hindernisse ("Penetration"). (Über einen besonders eindrückliches Beispiel berichte in Die Jagd nach Psi, Kap. VI, “Federn schreiben wie von selbst – Die Lebenszeichen des Gastone de Boni”.) Viele übermittelte "Botschaften" beziehen sich auf persönliche Anliegen und Probleme des Fragestellers, auf Schicksalsschläge,
Zukunftsaussichten und vermeintliche Gefahren, auf Angehörige, Freunde und Bekannte. Andere sind allgemeinerer Natur: Teils philosophieren sie über das Wesen des Menschen, die Gesetze des Universums oder die Zukunft der Erde; teils "enthüllen" sie den Lebenden, wie die Geisterwelt beschaffen ist. (Siehe z.B. das Kapitel “Trance-Dialog mit ‚C.G. Jung‘” in Die Jagd nach Psi.) Als Gesprächspartner auf der "anderen Seite" werden meist Verstorbene angenommen. Doch wähnen sich manche Medien auch von nie verkörperten Geistwesen, von Engeln, von jenseitigen Kollektiven, ja von Gott selbst inspiriert. Auch Sprachrohre von Außerirdischen, von
Tieren und Pflanzen finden sich in der Esoterikszene. Vereinzelt verschwimmt sogar die Grenze zwischen Hüben und Drüben: Auch ein kollektives Bewußtsein, an dem Lebende ebenso teilhaben sollen wie Verstorbene, wird gelegentlich als Quelle medialer Eingebung genannt. Zur Erklärung medialer Leistungen bieten sich drei Theorien an: 1. Psychologische Theorien betrachten sie als größtenteils unbewußte Leistungen des Mediums selbst, das sich, oft in psychischen Ausnahmezuständen, in eine fremde Identität hineinsteigert. Ein solcher Ansatz läßt
unerklärt, wie manche Medien gelegentlich Kenntnisse unter Beweis stellen, die sie anscheinend unmöglich auf anderem Weg erlangt haben konnten; und wie sie Fähigkeiten an den Tag legen können, die sie nirgendwo gelernt haben können: zum Beispiel das Beherrschen einer fremden, in Einzelfällen sogar längst ausgestorbenen Sprache, oder die Durchführung schwieriger Operationen; oder die Produktion eines hochwertigen Kunstwerks. Ebenso rätselhaft lassen rein psychologische Theorien
merkwürdige physikalische Vorkommnisse im Umfeld des Mediums. 2. Das scheinbar "unmögliche" Wissen und Können mancher Medien, ebenso wie physikalische Anomalien, versuchen parapsychologische Theorien auf außergewöhnliche Fähigkeiten der menschlichen Psyche zurückzuführen: auf außersinnliche Wahrnehmung (ASW: Hellsehen, Telepathie, Präkognition) und auf Psychokinese (PK). Der mediale Zustand, so wird angenommen, setze die latenten Fähigkeiten dazu frei, die ansonsten verschüttet bleiben.
Diese "animistische" Deutung medialer Leistungen ist unwiderlegbar, aber in vielen Fällen unplausibel und empirisch dürftig untermauert. Was Medien bisweilen zustande bringen, übersteigt bei weitem alles, was Menschen je in parapsychologischen Feldstudien, Tests und Experimenten an ASW- und PK-Fähigkeiten unter Beweis gestellt haben. Zumindest in solchen Fällen scheint (3.) der Spiritismus eine naheliegende Hypothese. Empfohlene Literatur:
M. Ebon (Hrsg.): Communicating with the Dead. New York 1968. A. Gauld: Mediumship and Survival, London 1982. M. Güldenstein: Die Botschaft der geistigen Welt, München 1986. Jon Klimo; Channeling - Der Empfang von Informationen aus paranormalen Quellen, Freiburg i.Br. 1988. |