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Geistheiler Nov 06
Geistheiler Nov 06

Was hält die IVH von
“ANERKANNTEN” HEILERN?



Wie wird man “Anerkannter Heiler”?


Im Internet, auf Esoterikmessen, in einschlägigen Szenezeitschriften tummeln sich immer mehr sogenannte "Anerkannte Heiler". Viele Hilfesuchende lassen sich davon beeindrucken, ohne zu hinterfragen: Anerkannt von wem? Und wie? Nach was für Maßstäben? Aufgrund welcher hervorstechender Merkmale und erwiesener Leistungen?

Dahinter stecken Freizeitfunktionäre eines Heilervereins, den es nie gegeben hätte, wenn ich ihn nicht 1994 ins Leben gerufen und vier Lebensjahre vergeblich darin investiert hätte, ihn zu einer Einrichtung zu entwickeln, die eben solche Auswüchse eher anprangert und ihnen gegensteuert, als sie noch zu steigern.

Ehe sich Hilfesuchende von dem vertrauenserweckenden Titel "Anerkannter Heiler" beeindrucken lassen, muss ihnen klar sein, dass nicht einmal jeder vierte deutsche Heiler ihn erwerben kann - nicht mangels Befähigung, sondern aus formalen Gründen. Denn deutlich über 70 Prozent aller praktizierenden Heiler gehören weder dem betreffenden Verband noch irgendeinem seiner Mitgliedsvereine an; die "Anerkennung" jedoch bleibt ausschließlich zahlenden Mitgliedern vorbehalten. Folglich kann sie keiner vorweisen, der sich z.B. lieber den beiden ältesten deutschen Heilerverbänden, der "Deutschen Vereinigung für Geistheilung" oder der "Gemeinschaft für geistige Entfaltung" angeschlossen hat - beide ziehen es vor, zum betreffenden Verein Abstand zu halten - oder lieber außerhalb jeglicher Vereinsmeierei Gutes tun will.

Wer als Masseur standesgemäße "Anerkennung" finden will, muss zeigen, dass er massieren kann. Doch ist ein "Anerkannter Heiler" einer, der unter Beweis gestellt hat, dass er heilen kann? Wer sich die Mühe macht, die Anerkennungsprozedur unter die Lupe zu nehmen, stößt auf ein Paragraphengestrüpp von der Spiritualität einer Büroklammer, das sich vier angebotenen "Wegen zur "Anerkennung" entlangrankt. Einem mutmaßlichen "Heiler", der sich vereinsmäßig zertifizieren lassen möchte, bleibt demnach die Wahl, welchen Weg er beschreiten mag, "Ihren persönlichen Gegebenheiten entsprechend".

Entweder man reicht eine Bescheinigung ein, dass man bei einem vom Verein "anerkannten Ausbilder" oder bei einem seiner Mitgliedsverbände Heilen gelernt und eine "Prüfung" bestanden hat ("Weg A").

Oder man legt "drei unterzeichnete Bestätigungen von erfolgreich behandelten Menschen" vor, "die nicht Mitglieder meiner Familie sind". Zusätzlich sind beizufügen: schriftliche Empfehlungen von zwei "Anerkannten HeilerInnen", die dem betreffenden Verein schon mindestens drei Jahre angehören ("Weg B"); ein einziges derartiges Votum genügt, falls "ein Vorstandsmitglied eines Mitgliedsverbands" den Heiler anerkennungswürdig findet ("Weg C"); oder man legt bei der "Abteilung Qualifikation & Anerkennung" des Vereins eine "Prüfung" ab ("Weg D").

Während sprichwörtlich viele Wege nach Rom führen, gerät man auf den vier Wegen zum "Anerkannten Heiler" in eine in esoterischen Nebel gehüllte Pampa.

Hat jemand unter Beweis gestellt, dass er heilen kann, wenn er eine Ausbildung absolviert und eine Prüfung bestanden hat? Das hängt davon ab, ob Heilerausbildungen, wie sie gegenwärtig in der Szene angeboten werden, aus Anfängern zuverlässig Heiler machen - und jene Art von "Prüfungen", die dort stattfinden, zuverlässig anzeigen, dass das Ausbildungsziel erreicht ist. An beidem sind, wie gesehen, Zweifel angebracht. Erfahrungsgemäß werden Interessenten, die sich zum Heilen berufen fühlen, mangels Eignung nicht deutlich häufiger von Ausbildern abgelehnt wie Freier im Puff - Hauptsache, sie zahlen. Im Preis inbegriffen ist die Gewissheit: Wer erst mal drin ist, kommt kaum je unzertifiziert wieder raus. In "Abschlussprüfungen", die durchweg vor Willkür und Selbstherrlichkeit strotzen, wird beinahe jeder zum urkundlich beglaubigten "Heiler" befördert; den Ausschlag dafür gibt zumeist die "hellsichtige" Wahrnehmung des Lehrers, ob und wie sein Schüler "Energieflüsse kanalisiert".

Verdienen zumindest solche Ausbildungs- und Prüfungsangebote Vertrauen, die der betreffende Verein ausdrücklich "anerkannt" hat? Dazu müsste zuallererst klar sein, ob und inwieweit ein Lehrer überhaupt imstande ist, Heilfähigkeiten zu wecken und zu erkennen. (Wer prüft den Prüfer?) Die Anerkennungskriterien für Ausbildungen betreffen aber bloß Formalitäten: Der Ausbilder muss geeignete Räumlichkeiten nachweisen, Ausbildungsmaterial zur Verfügung stellen, "während der gesamten Ausbildungszeit" und "weitere 12 Monate" danach "als Ansprechpartner zur Verfügung stehen", ein Führungszeugnis vorlegen und ein paar Jahre eigene Berufserfahrung nachweisen. Was die Ausbildung inhaltlich zu vermitteln hat, sind nicht etwa therapeutische Fähigkeiten, sondern gewisse "Kenntnisse und Erfahrungen" sechserlei Art:

-  über die Paragraphen des Verhaltenskodex des Vereins.
-  über den "Umgang mit Hilfesuchenden";
-  über die Definition Geistigen Heilens und die angewandte Methode;
-  über "anatomische und medizinische Grundlagen";
-  über juristische Aspekte der Heilertätigkeit;
-  Außerdem muss die gelehrte Methode "geübt" werden.

Von der "Prüfung" wird verlangt, dass sie "den Prüfungsrichtlinien" des Vereins genügt - aber auch diese schließen keinerlei signifikante Tests auf Heilfähigkeiten ein; stattdessen findet ein "Prüfungsgespräch" statt, in dem obengenannte "Kenntnisse und Erfahrungen" abgefragt werden. Ebensogut könnte man versuchen, sich jemandes Zeugungsfähigkeit zu vergewissern, indem man eruiert, wieviel er über die Biologie der Fortpflanzung weiß.

Was gewisse Vereinsfunktionäre befähigt, als "Prüfer" aufzutreten, bleibt im Dunkeln. Peter H. etwa besuchte zwei Seminare beim Oberprüfer und Leiter der Qualifikationsabteilung höchstselbst, einem gewissen B.: "Abgesehen davon, dass ich die spiritistische Version des Heilens, die B. vertritt, für gefährlich halte, wenn man die gerufenen Seelen nicht kontrollieren, d.h. sehen kann", schrieb Peter H. (Brief vom 2. Juni 2004), "glaube ich nicht, dass Kettenraucher positive Energien anziehen. (...) Seine Seminare sind qualitativ schlecht, Menschenführung ist nicht seine Stärke. So war er der Meinung, dass Ehepaare sich wegen der ‚Energievermischung' auseinander setzen sollten. Ich könnte mich heute noch in den Hintern beißen dafür, dass ich es tat. (...) Schade um jeden Pfennig, den ich dort investierte. B. ist natürlich Prüfer in diesem Verein und entscheidet dann über eine Anerkennung. Darauf kann ich verzichten."

Hat "Anerkennung" verdient, wer "drei unterzeichnete Bestätigungen" von "erfolgreich behandelten Menschen" außerhalb der eigenen Familie beibringen kann? Wie eine solche "Bestätigung" auszusehen hat, gibt der Verein durch ein "Muster" vor: "Hiermit bestätige ich: "Am ... bzw. in der Zeit vom ... bis ... nahm ich die Tätigkeit von Herrn/Frau .... in Anspruch. Danach stellte ich fest, dass meine Erkrankung/Beschwerden ... sich gebessert hatten." Anerkennenswert sind demnach schon Erklärungen wie: "Ich hatte öfters Kopfweh. X legte mir die Hände auf. Danach tat der Kopf nicht mehr so weh"; oder: "Seit mir Y Reiki gibt, haben meine Schlafstörungen ein wenig nachgelassen”; oder: “Ich war ganz oft ziemlich depressiv; seit Z ein schamanisches Heilritual mit mir gemacht hat, bin ich öfters mal wieder fröhlich.” Ohne Belang bleibt dabei, wie gravierend die Beschwerden waren; ob es zur Besserung wegen oder bloß während der Behandlung kam; inwieweit auf den subjektiven Eindruck der Patienten überhaupt Verlass ist; ob die Bestätigung aus Gefälligkeit oder durch Druck zustandekam; ob es sich beim Aussteller um einen Freund, Bekannten oder Kollegen handelt. In einer esoterisch durchgeistigten Szene, in der jeder jeden universell liebt und kein Fremder unvertraut genug ist, um ihn nicht gleich mit einem plumpen "Du" zu überrumpeln, ist das Einsammeln solcher "Bestätigungen" ein Kinderspiel.

Wie aussagekräftig sind "Empfehlungen" durch andere Heiler? Eine solche Empfehlung besteht, gemäß Muster des Vereins, aus der schlichten Erklärung: "Aus meiner persönlichen Überzeugung befürworte ich seine/ihre Anerkennung als Heiler des Vereins XY. Ich habe den Eindruck gewonnen, dass er/sie die nötigen Kenntnisse und Erfahrungen hat über die Bereiche ..". (Es folgt eine Aufzählung der vorgeschriebenen Ausbildungsinhalte, wie oben erwähnt.) Wie der Empfehlende zu diesem Eindruck kommt, interessiert ebensowenig wie sein persönliches Verhältnis zum Antragsteller. So berichtete mir ein erfahrener Heiler aus der Nähe von Fulda, Kurt W. (tel. vom 22. Oktober 2005): "Vor kurzem bekam ich Post von einem jungen Mann, den ich überhaupt nicht kenne. Wie er mir schrieb, benötigt er ein Empfehlungsschreiben für den Verein XY, damit er eine ‚Anerkennung' kriegt. Ob ich ihm nicht freundlicherweise, sozusagen von Kollege zu Kollege, so eines ausfertigen könne? Unfassbar. Ich habe ihm erst gar nicht geantwortet." Was sind das für "Heiler", deren Empfehlung das Lizenzierungsverfahren so viel Gewicht beimisst? Laut Prüfungsordnung kommen für derartige Karrierehilfen ausschließlich Träger des vereinsinternen Titels “anerkannt” in Frage - Leute also, welche die clowneske Zertifizierungsprozedur bereits hinter sich gebracht haben.

Wer einmal "anerkannt" ist, bleibt es sein Leben lang, sofern er nicht austritt. Ob er die "Anerkennung" fünf, zehn Jahre später überhaupt noch verdient hat, wird keinerlei Überprüfung unterzogen - selbst wenn sich inzwischen seine Honorare verdreifacht, die Behandlungszeiten halbiert, seine Erfolgsquote gezehntelt, sein Ego aufgebläht, seine Geduld, Demut und Empathie minimiert haben. Von Vereinsseite forscht niemand nach, ob er die Methode, die er im Prüfungsgespräch erläutert hat, seither zum überwiegenden Nutzen seiner Klienten anwendet. Niemand will feststellen, inwieweit der Ehrenkodex, dessen Paragraphen er den Prüfungskommissaren aufgesagt hat, seither seine Praxis bestimmt. Patienten, die darauf vertrauen, können böse Überraschungen erleben - wie die beiden jungen Frauen, die sich einem gewissen "L." anvertraut haben, Vorstandsmitglied eben jenes Vereins, insofern in Vorbildfunktion, auch er natürlich ein "Anerkannter Heiler". "Bei der ‚Reiki-Behandlung'", so berichtet Andrea B. (Mitteilungen vom 1., 6. und 8. Januar 2005), "legte L. die Hand flach auf die Mitte meiner Brust. Dabei ließ er den Satz fallen, er wolle mich schon seit längerer Zeit gerne einmal flachlegen (...) Er behandelte auch eine Freundin von mir, mit der er vor meinen Augen bis zur äußersten Grenze flirtete. (...)" Eine andere Heilerin, welche die Frau zuvor aufgesucht hatte, bezeichnete L. abfällig als "Mickymaus". "Kann man da", fragt Frau B. nachvollziehbar, "dem Verein überhaupt noch vertrauen, wenn solche Heiler sogar noch empfohlen werden?"
Was Hilfesuchende erleben können, die sich auf Verbandsvermittlung hin an "Anerkannte" Heiler wenden, schildert R. W. (Brief vom 24. April 2002): Eine entsprechend zertifizierte Heilerin weigerte sich, ihr einen zweiten Termin zu geben, "weil ich trotz ihres Anratens meine Mineralien - Steine und Kristalle - nicht aus der Wohnung entfernt habe. Sie hatte diese Vorgabe gemacht, weil Steine von ‚Wesen' besetzt sein können."

Welchen Sumpf sie kultivieren, ist dem Vereinsvorstand durchaus nicht entgangen. Rolf H. - ein älterer, erfahrener Heiler, der dem Verband im Juni 2006 den Rücken kehrte, “weil sich unter diesem Dach fragwürdige Heiler tummeln” - erinnert sich an ein Gespräch mit “einer für ‘Qualifikation’ verantwortliche Dame aus dem Vorstand. Sie sagte wörtlich zu mir: ‘Wir haben nun mal in unserem Verband Heiler, bei denen würde ich nicht mein Fahrrad im Keller unterstellen.” (Mitteilung vom 10. Juni 2006.) Unter dem Eindruck einer großspurig als "Kongress" betitelten Zusammenkunft klagte ein Gründungsmitglied eben jenes Vereins, zeitweiliger Zweiter Vorsitzender und groteskerweise nach wie vor Präsidiumsmitglied (Brief vom 29. September 2002): "Es ist kaum zu glauben, welch seltsame Blüten die Geistheilung treibt, wie unbedarft Patienten, aber auch Heiler sind, welch seltsame Heilergestalten da auftreten unter dem Etikett ‚Anerkannter Heiler'. Bei einigen hatte ich den Eindruck, sie seien geradewegs aus der Psychiatrie ausgebrochen."

Wenn der Etikettenschwindel mit "Anerkennungen" so offenkundig auf der Hand liegt - weshalb findet er dennoch statt, und das in Form einer Fließbandproduktion? (In einem Mitteilungsblatt brüstete sich der Verband 2006 damit, den Titel “Anerkannter Heiler” inzwischen rund hundertmal pro Monat zu verleihen.) Wieso? Weil alle Beteiligten davon profitieren. Heilern verschafft er einen wohlklingenden, vertrauenserweckenden Titel, mit dem sie sich im zunehmend dichteren Gedränge der alternativen Gesundheitskultur einen lukrativen Wettbewerbsvorteil verschaffen. "Klar ist diese ‚Anerkennung' im Grunde nichtssagend", erklärte mir der Heiler Wilfried L. "Aber die meisten Patienten legen auf so was Wert - leider. Deshalb habe ich sie mir besorgt und betone sie bei jeder Gelegenheit. Wäre es nicht dumm, darauf zu verzichten?" Und auch die Titelschleuder profitiert davon: Die Aussicht, sich ihrer bedienen zu können, veranlasst viele Heiler, einen Beitritt zu erwägen - insbesondere solche, die unter mangelnder Nachfrage leiden. Mit jedem neuen Beitritt wächst das Gewicht eines Vereins, dessen Bedeutung gemeinhin an seiner Mitgliederzahl abgelesen wird. Und es füllt die Vereinskasse: Jeder Heiler zahlt jährlich 72 Euro Beitrag - zuzüglich 5 Euro Bearbeitungsgebühr, wenn er einen "Antrag für Zertifikat ‚Anerkannter Heiler'" einreicht; zuzüglich 75 Euro Gebühr, wenn er sich zur Prüfung anmeldet; zuzüglich 10 Euro Gebühr “für die Erstellung der Urkunde”; zuzüglich 250 Euro für eine dreijährige "Anerkennung" als Ausbilder. (Im vierten, siebten, zehnten Jahr usw. "ist der Betrag erneut zu entrichten".) So wäscht eine Hand die andere - auf Kosten von Hilfesuchenden. Dieser Verein, so begründete Klaus J. seinen Austritt (Mitteilung vom 7. Juni 2002), "zertifiziert recht unkontrolliert Heiler und auch Ausbilder, die zum Teil skrupellose Geschäftemacher und Egomanen sind. Als Mitglied deckte ich das. Aus dem Gebaren der Leitung ergab sich nicht der Eindruck, dass Kritik erwünscht ist."

Freilich spielen nicht alle Heiler mit - wie Klaus J. treten sie aus, befremdet und empört. "Die Selbstbeweihräucherung liegt mir fern", erläutert Aryan K. die Gründe seines Austritts. "Daher verzichte ich auf diesen Zehn-Euro-Titel der Vereinsführung und unterlasse das Sponsoring für deren Ego-Reflektionen im Familienbetrieb, was mir nichts außer Klolektüre einbrachte. Leider driftet das Niveau dort auf Tubber-Party-Level ab." (eMail vom 22. Juli 2004.)

Nach mehrjähriger Anerkennerei wurde den Vereinsvorständlern allmählich selber mulmig zumute: In einem Mitteilungsblatt kündigten sie ihren Mitgliedern Ende 2005 eine grundlegende “Neuregelung der Qualifikation und Anerkennung” an; “die gegenwärtige Prüfungsordnung wird zum 31.12.2006 außer Kraft gesetzt ...”17, die neue soll allerdings erst ab Januar 2009 gelten - und verschärft die früheren Anforderungen nicht etwa, sondern minimiert sie noch weiter: Nunmehr genügen eine einjährige Mitgliedschaft, die Teilnahme an einem “Basis-Seminar ‘Theoretische Grundlagen zum Geistigen Heilen” - die eine Anleitung zur Vermeidung des Genitivs beinhaltet, wie der Titel vermuten lässt -, das Ablegen einer wie auch immer gearteten “Prüfung” bei einem vom Verband “anerkannten Ausbilder/ Mitgliedsverein”, das Vorlegen eines Lebenslaufs mit Lichtbild sowie ein “aktuelles polizeiliches Führungszeugnis”. Gesunder Menschenverstand entnimmt diesem Rückzieher, dass alle bis dato ausgesprochenen “Anerkennungen” von heilerischen Fähigkeiten zu Unrecht erfolgt sind, aufgrund eines für untauglich befundenen Beurteilungsverfahrens; er erwartet, dass die weitere Verwendung des Titels zu Werbezwecken umgehend untersagt wird; dass Verstöße zu Abmahnungen und Ausschlüssen führen; dass Hilfesuchende vom Verband aufgeklärt und gewarnt werden. Doch nichts dergleichen ist seither geschehen: Weiterhin darf eine vermutlich vierstellige Zahl von “anerkannten” Heilern mit ihrem obsoleten Gütesiegel auf Kundenfang gehen. Weshalb der Vorstand sie gewähren lässt, liegt auf der Hand: Zahlende Mitglieder verärgert man nur ungern, die Aberkennung der einmal verliehenen Titel hätte eine Austrittswelle heraufbeschwören können.

Der vielbeschworene “Verbraucherschutz”, um den es bei der ganzen Anerkennerei angeblich geht, kommt reichlich heuchlerisch daher. Nicht von ungefähr hat die Behauptung “Lizenzen schützen den Verbraucher” ihren festen Platz im Lexikon der populären Irrtümer - 500 kapitale Mißverständnisse, Vorurteile und Denkfehler von Abendrot bis Zeppelin.18 "Die Schranken vor allen möglichen Berufen", so merken die Autoren Walter Krämer und Götz Trenkler an, "ob Prüfungen, Diplome, Erlaubnisscheine und Lizenzen, werden seit jeher genauso monoton wie falsch mit dem Schutz des Publikums begründet. Wenn etwa der Zentralverband der Fußpfleger Deutschlands auf strenge Gesetze für die Berufsausübung der Fußpfleger drängt, so offiziell, um uns vor unqualifizierten Fußpflegern zu schützen, und weil es ‚beschämend (sei), dass man in diesem Land mit einer miesen Ausbildung am menschlichen Körper arbeiten darf' ... Von Frisören über Immobilienmakler und Taxifahrer bis zu Rechtsanwälten und Schornsteinfegern: wenn es darum geht, das Publikum vor Scharlatanen und Nichtskönnern zu schützen, kennen unsere Standesfunktionäre keine Gnade ... Wie aber die Indizien zeigen, ist dieser Schutz des Kunden immer nur vorgeschoben; in Wahrheit geht es einzig und allein um die Interessen der etablierten Anbieter ... Es sind immer die Anbieter selber, nie die Kunden, die Lizenzen und Berufsbarrieren fordern, und damit ist auch klar, wen diese Schutzmaßnahmen wirklich schützen: selten das allgemeine Publikum, immer aber die, die diese Forderung erheben” - wobei sich auf fußpflegerische Verrichtungen immerhin noch eher ein Prüferauge werfen lässt als auf “spirituelle” Aktivitäten im Unsichtbaren. Auch Milton Friedman, Nobelpreisträger für Ökonomie, fiel auf, dass "die offizielle Rechtfertigung immer die gleiche ist, nämlich den Konsumenten zu schützen. Die wahren Motive werden aber durch die Lobbies deutlich, die ... für Zulassungsbeschränkungen kämpfen. Denn diese Lobbyisten sind unweigerlich Vertreter der jeweiligen Anbietergruppe selbst ... Natürlich wissen Klempner besser als andere, vor was ihre Kunden zu schützen sind. Trotzdem fällt es nicht leicht, nur altruistische Motive in den Bestrebungen dieser Berufsgruppe zu sehen, zu bestimmen, wer ein Klempner sein darf und wer nicht."19 Auch dieser Fisch stinkt vom Kopf her.

Kurzum: Jeder Hilfesuchende kann nur dringend davor gewarnt werden, sich von vorgezeigten Heiler-"Diplomen" und -"Anerkennungen" blenden zu lassen. Gerade dasjenige, was Geistiges Heilen wesentlich auszeichnet, entzieht sich der Testbarkeit - zumindest mit jenen Mitteln, die Verbandsfunktionären zur Verfügung stehen, wenn sie sich zu Prüfern von eigenen Gnaden aufblähen. Bei jenen 190’000 Internet-Erwähnungen von irgendwie lizenzierten Heilern handelt es sich, unter dem Deckmantel paramedizinischer “Qualitätssicherung”, eher um annähernd ebensoviele dreiste Beiträge zur Volksverdummung, genauer gesagt zur Irreführung des gesundheitlich angeschlagenen Verbrauchers.


Weiter hier:
So werden Sie zum “Anerkannten” Heiler”

 

Mehr zum Thema im jüngsten Buch von Harald Wiesendanger:
HEILEN “HEILER”? Ein Wegweiser für Hilfesuchende
(Lea Verlag: Schönbrunn, 3. erw. Aufl. 2009)

 

 

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