Fernheilungen scheinen für derart trainierte Kahunas ein Kinderspiel. Schon Long hatte eine "" (TMHG) eingerichtet, um deren Behandlungsergebnisse sich Legenden ranken. Europa-Repräsentant Krotoschin fernbehandelt allmorgendlich zugleich zahlreiche Patienten mit einem Huna-Ritual, dabei unterstützt von "Ariel", wie er sein Hohes Selbst personifiziert, und "George, meinem Unteren Selbst". Dazu braucht Krotoschin nicht einmal zu wissen, wie die Patienten heißen, denn zumindest "Ariel und George wissen diese Namen noch ganz genau". Für sie alle spricht Krotoschin ein dreimal hintereinander ein "kollektives Heilungsgebet", das erfreulicherweise "denkbar einfach und sehr kurz und trotzdem sehr wirksam ist": "Wir sind vollkommen gesund!" Vermittels dieser Formel, versichert Krotoschin, "können alle Hohen Selbste meiner Patienten, wenn sie es wollen, die Heilung vollziehen". Und wenn die Heilung ausbleibt, hatten gewisse Ariels eben keine Lust. Durchaus nicht alle Eingeborenen Hawaiis vermögen in der Long/Krotoschin-Variante wiederzufinden, was sie als Huna kennen. "Wer nur nach Longs Büchern Huna praktizieren möchte, wird es schwer haben", meint etwa Lanakila Brandt, ein 81jähriger Priester des Lono-Tempels auf der hawaiianischen Hauptinsel Big Island, dessen deutscher Vater 1900 nach Hawaii gekommen war. "Max hat Dinge, die einfach sind, kompliziert ausgedrückt, und er hat vieles vermischt - kein Wunder, denn er ist nicht in der Tradition aufgewachsen." Während in Longs Schriften Anleihen bei der Freudschen Psychoanalyse ebenso offenkundig sind wie das Bemühen um Säkularisierung, geht im traditionellen Huna ohne eine für westliche Akademiker bizarre Götterwelt gar nichts. "Unsere Alten glauben, dass alle Menschen drei Geister haben", klärt Lanakila auf, "die drei Aspekte der Macht: . Alle drei ruft der Huna-Heiler singend, rasselnd, trommelschlagend, stampfend an, "bei mir zu sein, damit wir eins werden und beten und Mana erzeugen." Dabei ist Unihipili für jenen emotionalen und motorischen Bereich zuständig, den Long dem "Unteren Selbst" zuordnet, und Uhane für das "Mittlere Selbst", Amakua für das "Höhere", unpersönliche Selbst. Erst wenn diese drei Geister im Heiler verbunden sind, kann Mana einströmen. Zum Behandeln wird zusätzlich Lono angerufen, der Gott der Heilung, von dem die Erde Energie und Leben erhält. Und der Huna-Heiler spricht. "Lono, fülle dieses Wesen, diese kranke Person, mit Mana, mit dem Mana von deinem Vater, dem Schöpfer". Anders als eher energietechnisch ausgerichtete Heilweisen wie Therapeutic Touch ist Huna nicht bloß Therapie, sondern Lebensform. Das verbindet sie mit Traditionen wie Reiki, Esoterischem Heilen oder Gebetsheilen. Huna benutzt man nicht - man ist es, und so steht dem Interessierten, der es sich zu eigen machen will, eine tiefgreifende Persönlichkeitstransformation bevor. Anschließend wird das Leben ungeheuer einfach, leicht und unbeschwert, weil es "Sieben universelle Prinzipien" regieren, wie man in einem "Huna-Lebensmeisterung & Coaching (H.L.C.) Training" lernen kann: 1. : "Die Welt ist so, wie du denkst wie sie ist!" 2. : "Es gibt keine Grenzen!" 3. : "Die Energie folgt der Aufmerksamkeit!" 4. : Jetzt ist der Moment der Kraft! 5. : "Lieben heißt glücklich sein". 6. : "Alle Kraft/Macht kommt von innen!" 7. : "Wirksamkeit ist das Maß der Wahrheit!" - ein Leitspruch, den insbesondere Patienten verinnerlicht haben sollten, ehe sie ihre letzte Hoffnung ausgerechnet auf die Ariels und Georges irgendwelcher Huna-Heiler zu setzen gedenken. Ihren meistbeachteten Propagandisten und fleißigsten Heilerausbilder indes hat die Huna-Bewegung seit den neunziger Jahren in Serge Kahili King gefunden. Der vermutlich einzige Schamane Hawaiis mit akademischen Hintergrund kann einen Doktortitel in Psychologie, einen Masters Degree in internationalem Management und einen Bachelors-Abschluss in Asiatischen Studien vorweisen. Zudem hat er auch traditionelle Heilweisen außerhalb Hawaiis eingehend studiert, unter anderem während eines siebenjährigen Aufenthalts in Westafrika. Sein Ziel ist es, Menschen in allen Erdteilen zu zeigen, wie sie schamanische Heilungstechniken anwenden können - blitzschnell, wie Kings Buchtitel "Instant Healing. Jetzt!" verhängnisvollerweise suggeriert. (Rund 70 von ihm zertifizierte Huna-Heiler aus Deutschland, der Schweiz und Österreich präsentiert er auf einer Therapeutenliste im Internet - darunter auch Heilpraktiker, Diplom-Psychologen und Psychotherapeuten.) Bei seiner Mission unterstützt ihn "Aloha International", ein weltweites Netz von Lehrern, Beratern und Therapeuten mit mehr als 10'000 Mitgliedern. King veröffentlichte zahlreiche Bücher, Video- und Ton-Kassetten über Huna, die polynesische Philosophie und Praxis des erfüllten Lebens und den "Aloha Spirit", eine von Liebe und Frieden geprägte Grundeinstellung. Im Internet präsentiert sich Kings "Aloha International" unter www.huna.org - unter anderem mit dem Angebot eines "Online Healing" über beliebige Entfernungen hinweg. Für diesen Service sorgt von der Insel Kauai aus ein allwöchentlicher Fernheilkreis unter Leitung des King-Vertrauten Alakai Paul Waters. Wer ihn nutzen will, braucht lediglich nach Hawaii zu e-mailen, wie er heißt und was ihn bedrückt. Ein Zettel mit seinem Namen wird daraufhin, womöglich zusammen mit Hunderten weiterer, in ein speziellen "Heilkorb" (Healing Basket) gelegt, in dem sich auch ein “machtvolles Symbol” befindet. Dasselbe Symbol bildet "Aloha International" auf seiner Homepage ab. Wer dorthin surft und sich als Fernheiler betätigen will, braucht sich lediglich auf dieses Symbol zu konzentrieren und "an eine Qualität wie Frieden, Liebe, Kraft oder Harmonie zu denken" - flugs verbindet ihn ein "Aka-Netz" mit dem Symbol im Korb, was der therapeutischen Gesamtpotenz des Projekts mächtig zugute kommen soll. Zu Serge Kahili Kings emsigsten Nacheiferern in Deutschland zählt Mario Sathyam Schwenninger, ein weitgereister Berliner, der von "jahrelangen Aufenthalten in Indien bei Osho und Shri Poonjaji" ebenso zu berichten weiß wie von neo-schamanischem Erfahrungsammeln "an der Westküste der USA" und Einweihungen durch tibetische Lamas wie "Chimed Rigdzin Rinpoche, Ngakpa Chögyam Rinpoche u.a.", neben Ausbildungen in Reiki und Shiatsu, "Transpersonaler" Hypnotherapie und Angewandter Kinesiologie. Besonders angetan hat es dem sathyamisierten Mario allerdings das Huna-Heilen, in das ihn 1993 King höchstselbst einführte; seit 1995 betätigt sich Schwenninger als autorisierter Huna-Lehrer, mit Seminarzentren in Berlin und Eschwege. Sein "Huna-Training" mixt Kings Vorgaben mit Neurolinguistischem Programmieren (NLP) und Hypnotherapie. In je dreitägigen Kurseinheiten führt er nacheinander vier "Ebenen" empor, in so zügigem Tempo, dass Absolventen bereits vom vierten Ausbildungstag an die "Ike Papalua"-Ebene erklimmen, auf welcher "Telepathie und Hellsehen natürliche Tatsachen" werden. "Mentale Kommunikation, ungeachtet der Entfernung und der Zeit", wird dank Schwenninger dann "möglich, weil alles miteinander verbunden ist". Als besonderen Clou hat Schwenninger huna-"schamanische Arbeit mit Pferden" im Repertoire, wobei "wir auch Techniken aus der Energiearbeit, schamanischen Innenweltreisen und Gruppenarbeit einsetzen". Auf einem Stutenhof in Bredow bei Berlin lässt er offene Geister neun Stunden lang "kommunikativ" "spüren", dass "Pferde uns direkt wiederspiegeln, wo wir in unserer Entwicklung wirklich stehen." Denn "sie reflektieren unsere Stärken und Schwächen." Ein famoser Pferdekenner, der bekannte Fernsehreporter und Buchautor Horst Stern, würde Marios Wiederspiegelungshypothese unbesehen zustimmen: "Um geradeheraus der Wahrheit die Ehre zu geben", desillusioniert Stern Scharen von Hippo-Romantikern, "das Pferd ist - gemessen an höheren Tieren - dumm, trotz seiner großen, sprechenden Augen, von denen die Menschen immer auf Seele und Geist schließen." Von beeindruckender Schlichtheit: Eine "Fernheil-Meditation", wie sie "" empfiehltHealing Basket Paul Waters, "A Distant Healing Meditation", s. www.huna.org/html/hcircle.htmlQuellenangaben und weitere Literaturhinweise in , Band 1.

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Huna-Heilen (2) - Von Hawaii in die westliche Esoterikszene

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