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Geistiges Heilen durch Telepathie? 2

  • Harald Wiesendanger
  • 22. Sept.
  • 7 Min. Lesezeit

Aktualisiert: 8. Okt.

”Dem Phänomen Geistiges Heilen mangelt es an einer vernünftigen Erklärung.”

(Teil 10)


Ausführliche Auseinandersetzungen mit diesem und weiteren Argumenten in Geistiges Heilen - Das Große Buch, Geistheiler - Der Ratgeber, Heilen “Heiler”? und Fernheilen, Band 2.


Nicht minder eindrucksvolle Belege für Telepathie stammen aus der Traumforschung. In den sechziger Jahren gelang es einem Wissenschaftlerteam im Schlaflabor des Maimonides Medical Center in Brooklyn unter Leitung der amerikanischen Psychologen Montague Ullman, Stanley Krippner und Sol Feldstein, Träume unter kontrollierten Bedingungen telepathisch zu beeinflussen. Während auf einem Laborbett ein "Perzipient" ("Wahrnehmender") schlief, betrachtete ein "Agent" ("Handelnder") eingehend ein Bild - etwa das Gemälde eines berühmten Malers - und bemühte sich das Gesehene zu "senden". Sobald die nächste Traumphase des "Perzipienten" zu Ende gegangen war - was mit einem Elektroenzephalographen festgestellt wurde, an den er während der gesamten Schlafphase angeschlossen war -, wurde er geweckt, um  seine Trauminhalte zu schildern. Dabei kamen häufig verblüffende Übereinstimmungen zum Vorschein. Über ein erfolgreiches deutsches Experiment zur Traumtelepathie, das Ende der achtziger Jahre stattfand, berichte ich in einem Kapitel meines Buchs Die Jagd nach Psi. Über neue Phänomene an den Grenzen unseres Wissens.

 


Ein Mitarbeiter des Maimonides-Teams, Charles Honorton, war es irgendwann "leid, sich in dem kleinen stickigen Labor im Keller die Nächte um die Ohren zu schlagen, um in langen Stunden mühevoll einen Traumversuch über die Bühne gehen zu lassen." Er wollte ökonomischer vorgehen. Dazu suchte er nach einem psi-förderlichen Bewusstseinszustand, der dem Traum ähnelte, sich aber künstlich herstellen ließ. Gemeinsam mit zwei Kollegen, die in derselben Richtung forschten - den Psychologen William Braud, damals noch an der Universität Houston, und Adrian Parker von der Universität Edinburgh - stießen sie tatsächlich auf ein entsprechendes Verfahren: die "Ganzfeld-Technik". Dabei werden Versuchspersonen, ehe ASW-Tests beginnen, möglichst vollständig von ablenkenden äußeren Sinnesreizen abgeschnitten, die außersinnliche Wahrnehmungen beeinträchtigen könnten. Zu diesem Zweck werden ihre Augen mit halbierten Tischtennisbällen so abgedeckt, dass sie das Gesichtsfeld vollständig ausfüllen. (Trotzdem können die Augen weiterhin geöffnet werden.) Dann fällt das Licht einer roten Lampe darauf. Hinter dem milchigen Weiß der Ballhälften sieht die Versuchsperson jetzt nur noch einen rosafarbenen Nebel. Über Kopfhörer wird ihr währenddessen ein gleichmäßiges Geräusch zugespielt, das wie ein fernes Meeresrauschen klingt. Derart sensorisch depriviert, so der Hintergedanke,  entsteht ein "Stimulus-Hunger", der auf die Aufnahme außersinnlicher Informationen gelenkt werden kann. Und tatsächlich haben inzwischen Abertausende von Versuchspersonen im "Ganzfeld" telepathische und andere ASW-Leistungen erbracht, die statistisch noch deutlich ausgeprägter waren als bei den zuvor üblichen Versuchsanordnungen. Selbst ein für seine Skepsis bekanntes Wissenschaftsmagazin wie der New Scientist sah sich 1993 veranlasst, die Aussagekraft der Ganzfeld-Experimente 1993 in einer Titelgeschichte zu würdigen: "Die Parapsychologie wurde seit langem als Stoff für Verrückte und Betrüger abgeschrieben. Aber nun gibt es ein Telepathie-Experiment, das sogar die Skeptiker veranlasst, sich am Kopf zu kratzen."


Wie wird dabei vorgegangen? Als Übermittlungsinhalte setzte Honorton anfänglich vorzugsweise Diaserien zu einem bestimmten Thema ein, zum Beispiel Münzen oder Landschaftsszenen. Der "Sender" betrachtete sie durch einen binokularen 3-D-Viewer. Zehn bis fünfzehn Minuten später hatte der "Perzipient", der sich unterdessen in einem entfernten Raum aufhielt,  zu Protokoll zu bringen, was er "aufgenommen" zu haben glaubte. Ausgestattet mit üppigen Zuwendungen eines privaten Sponsors, konnte Honorton es sich 1979 leisten, das winzige, schlecht ausgestattete Labor in Brooklyn hinter sich zu lassen und an der Universität Princeton die Psychophysical Research Laboratories (PRL) einzurichten. Dort entwickelte er die Ganzfeld-Technik zu einem computerisierten, vollautomatischen Testverfahren weiter, das alle Möglichkeiten einer Informationsübertragung auf normalem Wege ausschloss. Dem "Sender" werden hierbei eine halbe Stunde lang verschiedenerlei Zielbilder von einem Videoband vorgeführt, auf dem neben Standfotos auch kurze Ausschnitte aus Filmclips, Zeichentrickfilmen und Fernsehwerbespots zusammengestellt worden sind - die meisten nicht länger als eine Minute lang. Ein Computerprogramm wählt per Zufall ein Zielbild aus, spult automatisch das Band an die entsprechende Stelle und spielt es dem "Sender" sechsmal hintereinander ab. Nach Abschluss der Testsitzung werden dem telepathischen "Empfänger" die Zielbilder und dazu jeweils drei weitere, nicht gezeigte Bilder vorgeführt. Über eine Fernsteuerung kann der "Empfänger" direkt auf einem Monitor eingeben, welches der jeweils vier Bilder seiner Ansicht nach ausgewählt worden ist. Was Honorton auf diesem Wege an Anhaltspunkten für telepathische Verbindungen fand, ließ auch Skeptiker aufhorchen.


Eine weitere Fundgrube für Telepathie-Indiziensucher tut sich auf einem Forschungsgebiet auf, das im Kapitel 10 von Fernheilen, Band 2 vorgestellt wird. Es befasst sich mit geistigen Fernwirkungen auf physiologische Parameter: zum Beispiel auf Herzschlag, Pulsfrequenz, elektrischen Hautwiderstand, elektrische Aktivitäten des Gehirns. Wie gesehen, treten solche Effekte auch dann noch auf, wenn physikalische Einflussfaktoren ebenso ausscheiden wie jegliche Beteiligung der bekannten Sinnesorgane.


Eindrucksvoll zeigt sich Telepathie auch im Tierreich. Bestens belegt sind Fälle, in denen Tiere "ihr" Herrchen oder Frauchen selbst an entlegenen Orten aufspürten, an denen sie nie zuvor gewesen waren; ihr Nachhausekommen, aber auch eine Bedrohung oder gar deren Tod aus großer Entfernung wahrzunehmen schienen. Solche Anekdoten haben sich in zahlreichen Experimenten bestätigt - zum Beispiel in Russland, wo in den sechziger Jahren unter anderem im "Institut für Automatisierung und Elektrometrie" in Nowosibirsk, im Westen Sibiriens, aufwendige Psi-Forschung betrieben wurde. In einer dortigen "Spezialabteilung Nr. 8" - 1969 wurde sie aufgelöst - untersuchten rund sechzig Wissenschaftler, die aus allen Teilen der damaligen Sowjetunion hierher beordert worden waren, Telepathie und Fernbeeinflussung unter dem Stichwort "Biokommunikation". Und dabei gingen sie alles andere als zimperlich vor. So wurden etwa Kätzchen Elektroschocks verabreicht - und mit Tiefenelektroden im Gehirn des streng abgeschirmten Muttertiers festgestellt, dass dort zeitgleich ein telepathischer Impuls ankam. Mit einem U-Boot wurden Kaninchen auf Tauchstation gebracht und tief unter dem Meeresspiegel getötet - was das Muttertier im Institut registrierte, wie ihre Gehirnströme und Herzfrequenz verrieten.


Nach alledem darf Telepathie als wissenschaftlich bestens bestätigt betrachtet werden, zumindest als Faktum, unabhängig von Erklärungsdefiziten. Und damit wächst auch die Glaubwürdigkeit des Phänomens Fernheilen,  falls Telepathie dabei zumindest mitspielt. Ist dem so? Etliche Heiler sind davon jedenfalls überzeugt. "All meine Fernheilungen", so erklärt etwa der Geistheiler Christos D. aus Frankfurt am Main, "beruhen letztlich auf telepathischer Suggestion. Was mein Wille auf Distanz beeinflussen kann, ist der Geist des Behandelten; dadurch versetze ich ihn in die Lage, die nötigen Heilungsprozesse in seinem Körper selbst einzuleiten."


Ob Telepathie im Heilprozess tatsächlich eine entscheidende kausale Rolle spielt oder ihn lediglich begleitet wie der Rauch das Feuer, bleibt eine offene Frage. Jedenfalls ist sie keine Seltenheit, wenn geistig geheilt wird. Fernheiler und Fernbehandelte fühlen sich häufig miteinander geistig verbunden. Manche Heiler scheinen auch auf Distanz zu erspüren, wie es ihren Patienten gerade geht; sie meinen wahrzunehmen, ob die Fernbehandlung anschlägt, auch wenn sie keine Rückmeldung darüber erhalten haben; sie "wissen" um plötzlich einsetzende gesundheitliche Krisen, um Unfälle und Schicksalsschläge, ja manchmal sogar um den unerwarteten Tod. Umgekehrt "spüren" viele Fernbehandelte anscheinend, ob und wann ihr Heiler mit ihnen arbeitet - auch dann, wenn keine Vereinbarungen über die Behandlungszeiten getroffen wurden oder eine Fernbehandlung zu anderen als den verabredeten Zeitpunkten stattfindet.


Solche telepathischen Brücken zwischen den Beteiligten scheinen im übrigen keineswegs nur auf Geistiges Heilen beschränkt zu bleiben; vermutlich entstehen sie, mehr oder minder ausgeprägt, im Laufe jedes therapeutischen Prozesses, insbesondere dann, wenn er über längere Zeit andauert und intensive persönliche Begegnungen einschließt. Eine solche Episode erlebte beispielsweise der Schweizer Psychiater Dr. Hans Naegeli-Osjord während der Psychoanalyse eines männlichen Patienten. Gegen seinen Heuschnupfen hatte der Arzt vor der Sitzung ein Antiallergikum eingenommen, gegen dessen einschläfernde Wirkung er ankämpfen musste, während er den freien Assoziationen des Analysanden lauschte. Zwischendurch übermannte ihn die Müdigkeit dann doch. Nachdem er für einen Sekundenbruchteil eingenickt war,  fragte er den Patienten spontan, wie sich denn in dem Traum, den dieser gerade wiedergab, "die Dame im blauen Mantel" verhalten habe. Der Patient war bass erstaunt: Von einer solchen Person hatte er zwar tatsächlich geträumt, sie bisher aber noch gar nicht erwähnt. Hinweise auf ASW in Psychotherapien ergab eine 1984 veröffentlichte Umfrage der »Australischen Gesellschaft für Hypnose« unter ihren sämtlichen Vollmitgliedern. Von 201 Therapeuten, die antworteten, gab jeder Vierte an: Zwischen ihm und seinen Klienten hätte gelegentlich eine außersinnliche Kommunikation stattgefunden; dabei kam es anscheinend umso häufiger und massiger zu ASW-Verbindungen, je länger die hypnotische Behandlung dauerte.



Und es gibt weitere unübersehbare Parallelen zwischen Fernheilung und Telepathie:


1.  Wirkung auf Distanz. Wie Heiler, so können telepathische Sender auch abwesende Zielpersonen erreichen und willentlich beeinflussen.


2.  Unerhebliche Entfernung. Ebenso wie bei Fernheilungen hängt der Erfolg telepathischen Informationstransfers nicht davon ab, wie weit die Aufenthaltsorte von "Sender" und "Empfänger" auseinanderliegen. Weder schwächt sich der Effekt mit zunehmender Entfernung ab, noch tritt er seltener auf.


3. Unerhebliche Richtung. Telepathie ebenso wie Fernheilen setzen nicht voraus, dass der "Sender" weiß, in welcher Richtung, von ihm aus betrachtet, sich der "Empfänger" gerade aufhält. Mit herkömmlicher Physik im Kopf liegt zunächst die Vermutung nahe, der Sender müsse seine geistige Kraft wie ein Richtstrahler in die richtige Himmelsrichtung schicken, damit sie beim Empfänger überhaupt ankommt. Experimente zeigen jedoch, dass es darauf nicht ankommt.


4. "Ziel"genauigkeit. Fernheiler ebenso wie telepathische "Sender" erreichen vorgesehene Zielpersonen mit rätselhafter Präzision - auch dann, wenn sich in unmittelbarster Nähe ihres Aufenthaltsorts weitere Personen befinden.


5. Keine Abschirmungseffekte. Ebenso wie Fernbehandlungen, so kennen auch telepathische Übertragungen offenbar keine Hindernisse. Wassiliew, Motoyama, Braud und andere Forscher setzten in ihren Telepathiestudien verschiedenerlei physikalische Abschirmvorrrichtungen ein - darunter "Faraday-Käfige" -, die für jegliche bekannte Art von elektromagnetischer Strahlung undurchlässig sind. Wassiliew etwa verwendete dazu Kammern aus Stahl, später aus Blei ein, deren Fugen er mit Quecksilber abdichtete. In eine solche Abschirmkammer setzte er Versuchspersonen - doch selbst hier reagierten sie, zu willkürlich festgelegten, ihnen vorher unbekannten Zeitpunkten, auf die telepathischen Einschlafbefehle von "Sendern" außerhalb des Raumes, auch dann noch, wenn auch diese währenddessen selbst in derartigen Kammern saßen.


6. Die Bedeutung von veränderten Bewusstseinszuständen. Ebenso wie die Bemühungen von Fernheilern, so scheinen auch mentale Kommunikationsversuche auf Distanz häufig erfolgreicher, wenn der "Empfänger" das normale Wachbewusstsein verlässt, den Fluss seiner Gedanken beruhigt, Eindrücke äußerer Wahrnehmungen zurückdrängt, sich stattdessen möglichst tief entspannt und auf den "Sende"versuch einstellt. Ihre überzeugendsten ASW-Studien gelangen Parapsychologen mit "Empfängern", die vor Testbeginn entsprechend vorbereitet worden waren: sei es durch Hypnose, Meditation oder Autogenes Training und andere Verfahren zur Induktion von Entspannung, im Ganzfeld oder im Traumschlaf. Und auch die "Sender" scheinen relaxed erfolgreicher als gestresst. Entsprechendes kennzeichnet offenbar die Praxis des Fernbehandelns: Kaum ein Heiler verzichtet darauf, sich auf den jeweiligen Patienten innerlich einzustimmen, ehe er loslegt - und darauf, auch den Patienten dazu anzuhalten.


Ist Fernheilen demnach als eine Form von Telepathie aufzufassen? Telepathie verbindet Geist mit Geist - wie sollte es dann aber zu den handfesten körperlichen Veränderungen kommen, die Fernheiler bisweilen offenbar zustande zu bringen? Diese Frage stellt sich jedoch nur für philosophische Dualisten, die immer noch an eine unüberbrückbare Kluft zwischen Psyche und Physis glauben. In Wahrheit korrelieren mentale und Gehirnvorgänge aufs engste miteinander. Und vom Gehirn aus führt ein dichtes Netz von Informationskanälen in alle Funktionsbereiche des biologischen Systems, das unseren Körper ausmacht. Wie der junge Forschungszweig der "Psycho-Neuro-Immunologie" aufzeigt, beeinflussen Gehirnvorgänge nicht nur das gesamte Nervensystem, sondern auch das Immunsystem; all seine Organe, von der Thymusdrüse über Lymphknoten und Milz bis zum Knochenmark, werden von Nerven durchzogen. Fernheilen heißt demnach womöglich, telepathisch bestimmte Gehirnprozesse anzuregen, von denen aus körpereigene Abwehr- und Selbstreparaturmechanismen in Gang kommen.



Quellenangaben und weiterführende Literatur in Fernheilen, Band 2.

 
 
 

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