Wäre Geistheilung ein Placebo, dann müssten Tiere, wenn überhaupt, darauf grundsätzlich schwächer ansprechen als Menschen. Zwar ist nicht auszuschließen, dass ein Scheinmedikament auch bei einem kranken Hund oder einer Katze wirkt, wenn der Besitzer es mit besonderer Zuwendung verabreicht. Aber Geistheiler erzielen bei Tieren gelegentlich Erfolge, die normalerweise kein noch so liebevoller Tierhalter zustande bringt; manche Heiler haben sich sogar auf
Tierbehandlungen spezialisiert, mit der Begründung, Vierbeiner seien die besseren Patienten, weil kein kritischer Verstand sie dagegen blockiert, "heilsame Energien" aufzunehmen. Noch unwahrscheinlicher werden Placebo-Effekte, wenn Tierheilungen auf Distanz gelingen - und dass sie vorkommen, steht in der Heilerszene außer Frage. In welchem von Selbstzweifeln ungetrübten Überschwang sie für bare Münze genommen werden, verdeutlicht etwa das Büchlein Reiki mit Tieren, in dem die
"psychologische Lebensberaterin" Christel Seligmann, seit 1988 Reiki-Meisterin, von "Osterkälbchen" über Hummeln und Wespen, Spinnen und Pferde beinahe keine Viecherei auslässt, deren Verfassung nicht spirituell zu optimieren wäre. "Mit dem Zweiten Reiki-Grad", so schwärmt sie etwa, habe man es gar "in der Hand, den Flug der Zugvögel zu begleiten und dem Schwarm mehr Energie zur Verfügung zu stellen. Schickst du Fern-Reiki an die Zugvögel, sieh sie in einer
Hülle aus weißgoldenem Licht Kraft auftanken."
Aber nicht nur esoterische Schwarmgeisterei, auch experimentelle Tierforschung deutet auf geistige Fernwirkungen hin. So wurden zwanzig Zuchtratten - allesamt eineiige Zwillinge aus demselben Wurf - mit den Blutparasiten Babesia Rodhani infiziert, die eine Form von Malaria auslösen; dabei zerstören sie rote Blutkörperchen. Anschließend versuchte ein niederländischer Heiler sechs Wochen täglich zehn bis fünfzehn Minuten lang, bei der
Hälfte der Versuchstiere die Ausbreitung und Vermehrung der Parasiten rein «geistig» zu bremsen - von zu Hause aus, über dreißig Kilometer vom Testlabor entfernt. Als Konzentrationshilfe lagen ihm Fotos aller beteiligten Tiere vor; Markierungen auf dem Fell zeigten ihm an, welche er behandeln sollte. Die andere Hälfte der Ratten diente als Vergleichsgruppe. Und tatsächlich: Unter dem Mikroskop zeigte sich anderthalb Monate später an Blutproben auf Objektträgern, dass bei den fernbehandelten
Ratten erheblich weniger rote Blutkörperchen befallen waren.
In ähnlich angelegten Experimenten linderte geistige Fernwirkung offenbar bei Hamstern eine künstlich erzeugte Amyloidose, eine Stoffwechselstörung, die durch Proteinablagerungen an bestimmten Organen entsteht. Sie beeinflusste die Schwimmrichtung von kleinen Schwertfischen im Aquarium - und spornte mongolische Springmäuse zu erhöhter motorischer Aktivität an, ablesbar an der Anzahl der Umdrehungen, in die sie ein Laufrad in
ihrem Käfig versetzten. Fernheilen scheint bei Mäusen das Wachstum von experimentell induzierten Tumoren zu verlangsamen und sie gegen Strahlenschäden zu schützen.
In einem weiteren Versuch wurden Mottenlarven genau in die Mitte einer Petrischale gelegt. Diese Schale lag auf einem Papierkreis gleichen Durchmessers, der vom Mittelpunkt aus in zwölf gleich große Sektoren unterteilt war. Diese Sektoren waren durchnumeriert. Willkürlich wurde festgelegt, dass die geradzahligen Sektoren
«gut», die ungeraden «schlecht» sein sollten. Zwei Versuchspersonen versuchten nun in mehreren Durchgängen, die Larven geistig in die «guten» Sektoren zu locken - und zumindest einem Teilnehmer gelang dies überzufällig oft.
Als der Heiler Christos Drossinakis im Oktober 2002 nach Moskau reiste, begegnete er dort auch Professor S. V. Zenin, dem Leiter des Problem Laboratory im Russischen Gesundheitsministerium. Zenin vereinbarte mit dem Heiler drei Fernheiltests, die kurz nach
Drossinakis´ Rückkehr nach Deutschland stattfinden sollten. In allen drei Fällen sollte Drossinakis von seiner Wohnung im Frankfurter Stadtteil Höchst aus Ziele beeinflussen, die unterdessen in einem Forschungslabor des Russischen Gesundheitsministeriums bereitstanden. Die Versuche fanden am 11. und 12. November 2002 statt. Ein Forschungsbericht Professor Zenins vom 18. Dezember 2002 bestätigt: Alle drei Fernheiltests verliefen anscheinend erfolgreich. Unter anderem sollen Würmer des Typs
Spirostomum ambiguum Ehrbg, die Drossinakis von Frankfurt aus am 4. Dezember 2002 zu "aktivieren" versuchte, eine deutlich höhere Mobilität gezeigt haben als unbehandelte.
Literaturhinweise in Fernheilen, Band 2.
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