Was hält die IVH von HEILERSCHULEN?
Zur Goldenen Nase: So gründen Sie eine Heilerschule.
1. Besorgen Sie sich einen Gewerbeschein zum Betrieb eines "Instituts" oder einer "Akademie" zur Entfaltung geistiger Potentiale.
2. Betiteln Sie Ihr Projekt szenegerecht. Bezüge zu Kosmos, Mythos und Mystik, Liebe, Energetischem, Göttlichem kommen immer gut an.
3. Legen Sie sich eine Biografie mit mindestens einem einschneidenden Erleuchtungs- und Berufungserlebnis zu.
4. Lassen Sie Ihre Drucksachen und Internetseiten von Profis gestalten.
5. Beginnen Sie sich selbstbewusst "Heiler" zu nennen, legen Sie sich eine besondere, mit originellem Markennamen versehene und urheberrechtlich geschützte Geistheilmethode zu - z.B. "Divine Mega Healing of The Seven Rays", kurz DMHSR -, von denen Ihnen mindestens ein Erzengel oder sonstige körperlose Geistführer infallibel versichert haben, sie sei wirkungsmächtiger als alle anderen.
6. Ersinnen Sie eine auf mehrere Monate ausdehnbare, in Zwischenschritte zerlegbare Prozedur, mit der Sie esoterisch Vorbelastete mühelos zu der Annahme verleiten können, sie könnten sich diese Methode erfolgreich aneignen. 7. Entrümpeln Sie Ihren Keller, Ihren Dachboden, Ihren Wintergarten, notfalls auch Ihr Wohnzimmer, halten Sie dort mindestens zwei Dutzend Stühle und Liegematten sowie eine Kiste Räucherstäbchen bereit.
8. Lesen Sie, wie es Andere machen, und formulieren Sie es ein wenig um, so dass daraus eigene "Teilnehmerunterlagen" entstehen.
9. Wirken Sie als Lehrer stets unerschütterlich selbstsicher, eingeweiht, weise. Seien Sie geheimnisvoll, trauen Sie sich kryptische Monologe zu. Wechseln Sie zwischen Anwandlungen von unendlicher Liebe und autoritärer Unnahbarkeit.
10. Fassen Sie Mut, suggestiv zu sein. ("Du wirst jetzt gleich spüren, wie die Energie A durch B nach C fließt.")
11. Überraschen Sie zwischendurch immer wieder mit Äußerungen, die deutlich machen, dass Sie der einzige im Raum sind, der Energieflüsse zuverlässig erspüren, identifizieren und auf vollkommene Weise dirigieren kann.
12. Bauen Sie aufeinanderfolgende "Stufen" ein, auf denen Sie schrittweise höherwertige "Einweihungen" zelebrieren; machen Sie klar, dass diese allein von Ihnen vorgenommen werden können.
13. Vermitteln Sie möglichst vielen Schülern glaubhaft, dass sie ans Ziel gelangen - schließlich haben sie dafür bezahlt. Tun Sie dies am besten in Form einer abschließenden "Prüfung"; lassen Sie Ihre Schüler dabei ein nicht allzu kniffliges Fragenblatt ausfüllen, ein wenig über die vermittelte Methode erzählen und sich von ihnen vorführen, wie dabei vorzugehen ist.
14. Erfinden Sie einen wohlklingenden Titel, den Sie in einer feierlichen Abschlusszeremonie verleihen.
15. Lassen Sie edel aussehende Urkunden drucken, auf denen Sie Ihren Schülern den Erwerb dieses Titels mit Stempel, Unterschrift und Siegel versichern. Überreichen Sie das Dokument praktischerweise in einem Rahmen mit Aufhängevorichtung auf der Rückseite, damit es in künftigen Praxen leicht an die Wand zu nageln ist.
16. Suchen Sie sich frühzeitig einen gewieften Anlageberater.
Und wenn zuviele Andere auf die gleiche Idee kommen? Dann sollten Sie sich einen Wettbewerbsvorteil verschaffen, indem Sie sich von außerhalb Gütesiegel besorgen:
So werden Sie ein "Anerkannter" Ausbilder in Geistigem Heilen.
1. Treten Sie dem Heilerverband XY bei, bleiben Sie drei Jahre Mitglied, besorgen Sie sich währenddessen von dort die "Anerkennung" als "Heiler" (Näheres siehe hier).
2. Kleben Sie 1,45 Euro auf einen DIN-A-4-Umschlag, den Sie an besagten Heilerverband schicken, nachdem sie ihn gefüllt haben mit (a) Ihrem Lebenslauf, (b) einem Porträtfoto; (c) einer Kopie Ihrer "Teilnehmerunterlagen" (s.o.); (d) einer Erläuterung Ihres "Ausbildungsangebots"; (e) einer Beschreibung Ihrer speziellen "Heilmethode"; (f) Nachweisen über Ihren Besuch von ein paar Seminaren zum Thema Geistiges Heilen", insbesondere eines "Grundlehrgangs", in dem Ihnen von einem Verbandsfunktionär der "Inhalt eines Basisseminars ‚Theoretische Grundlagen zum Geistigen Heilen'" nähergebracht wird; (g) einem aktuellen polizeilichen Führungszeugnis.
3. Seien Sie für Ihre Schüler nach Kursende ein weiteres Jahr lang "in angemessener Weise ansprechbar".
4. Überweisen Sie alle drei Jahre die Lizenz- und Lizenzerneuerungsgebühr von jeweils 250 Euro aufs Vereinskonto.
5. Statten Sie einem Vorständler einen Besuch ab, zeigen Sie sich dabei von Ihrer liebenswürdigsten Seite.
6. Lassen Sie sich während dieser drei Jahre bei zwei "Supervision" genannten Veranstaltungen von Vereinsfunktionären blicken. 7. Hinterfragen Sie niemals laut, was die Funktionäre eigentlich zu Heilern, Heilerausbildern, Ausbildungsbewertern qualifiziert.
Die Kosten/Nutzen-Kalkulation des "Anerkannten" Ausbilders.
Im Laufe von zehn Jahren lassen Sie dem "anerkennenden" Verein für Lizenzierungen und Lizenzerneuerungen, Bearbeitungsgebühren, Mitgliedsbeiträge, Urkunden und zwangsweisen Seminarteilnahmen ein- bis zweitausend Euro zukommen. Na und? Im Gegenzug erhalten Sie ein werbewirksames Etikett, das Ihre Geschäftsidee noch einträglicher macht: Wenn Sie z.B. pro Halbjahr zwei Ausbildungskurse an je sechs Wochenenden à fünfeinhalb Nettostunden Unterrichtszeit pro Tag (zuzüglich Essens- und Kaffeepausen) zum marktgerechten Preis von 2000 Euro durchführen und sich für jeden Kurs im Schnitt 20 Schüler anmelden, so machen Ihnen wenige Tastendrucke auf dem Taschenrechner klar, dass Ihnen ein voraussichtlicher Jahresumsatz von 160'000 Euro bzw. ein Stundenlohn von rund 600 Euro winkt. Und wenn es irgendwann zuviele "anerkannte" Ausbilder gibt, die um Lernwillige wetteifern? Bleiben Sie dann flexibel: Gründen Sie Ihren eigenen Heilerverband.
Weiter hier: Wie “prüfen” Heilerschulen ihre Absolventen?
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